Tempelritter auf Großfahrt durch die Rumänischen Karpaten
Im Sommer 2017 fuhr die Sippe Tempelritter aus dem Christlichen Pfadfinderbund Saar (CPS) mit Bahn und Rumänischem Rückkehrerbus, über München, Ungarn, bis nach Hermanstadt (Sibiu). In München wurde der Aufenthalt spontan genutzt um in der Fußgängerzone ein paar Lieder zum Besten zu geben. Die Resonanz des Publikums war besonders herzlich aus den Reihen vieler ausländischer Pfadfinder und Christlicher Jugendgruppen zu spüren. Die in 30 Minuten ersungenen 140 € sicherten uns in der ersten Woche unserer Fahrt unsere Verpflegung.
Nach der 20 Stündigen Busfahrt kamen wir mit einigen Rumänen ins Gespräch die das ganze Jahr über in Deutschland arbeiteten sie waren sehr zurückhaltend und höflich und betrachteten uns mit einer Mischung aus Neugier, Skepsis und Freundlichkeit. Ein Satz blieb uns bei einer aussteigenden jungen Rumänin im Gedächtnis. Sie sagte „Rumänien ist ein schönes Land und in Deutschland wohnen viele böse Menschen.“ Wir konnten diese Erfahrung nur mit großem Mitgefühl zur Kenntnis nehmen und ihr alles Gute wünschen. So trafen wir kurz hinter der Grenze auf den ersten Cevapcici Essensstand der uns von den Mitreisenden Rumänen wärmstens empfohlen wurde. Die Ultra billigen Hackfleisch Bratlinge (Cevapcici) ließen einen nahen Durchfall befürchten der sich aber ohh Wunder auch während der nächsten 3 Wochen niemals einstellte.
In Hermanstadt (Sibiu) testeten wir nochmal unser Singetauglichkeit auf der Straße. Schon nach 5 Minuten füllte sich unser Barett derartig mit 1 und 5 Lei Geldscheinen das sie drohten aus dem Barett raus zu fliegen. Daraufhin beschenkte uns eine ältere Dame mit einem von ihr organisierten Schuhkarton mit Geldschlitzdeckel der sich in den nächsten 30 Minuten ebenfalls bis oben hin füllte. So finanziell gestärkt starteten wir abends das Abenteuer ich fahre mit einem Regional Zug durch Rumänien. Die Abfahrtzeiten schwankten plus, minus zwei Stunden um den eigentlichen Abfahrtszeitpunkt. Dies erinnerte uns sehr an Russland oder Afrika…
Nachdem es dann nun endlich los ging fuhren wir mit offenen Türen (was die Pimpfe sehr erfreute) auf die Karpaten zu. Natürlich hatte auch nicht jeder Bahnhof ein passendes Bahnhofsschild so dass wir unseren Zielpunkt um 40 Kilometer zu weit überfuhren. Nachdem wir dann mit dem Bahnhofsvorsteher sprachen um heraus zu bekommen ob noch ein Zug an dem Abend zurück fuhr bekamen wir keine besonders zielführende Antwort! Als wir ihn dann fragten ob wir hier irgendwo ein Zelt aufschlagen dürften zeigte er im 360 Grad Radius um den Bahnhof herum an, das wir überall unser Zelt aufschlagen könnten – so entspannt ist Rumänien. Nach einigem abschätzen der Lage entschieden wir uns für eine Braunbären sichere Laderampe die etwas erhöht an einen Bahnhofsgebäude zu finden war.
Nachdem wir am nächsten Morgen den angekündigten 8 Uhr Zug verpasst hatten weil er eine halbe Stunde früher kam, Frühstückten wir erstmals völlig entspannt am Bahnhof und konnten uns mit einer vorsintflutlichen Heizspirale eine warme Tasse Kaffee kochen. Nachdem die Pimpfe den Fliegerangriffen von um sich kackenden Schwalben ausgesetzt waren kam 2 Stunden später der nächte Regional Zug, dessen Wagen sich als 50 Jahre alte deutsche Bahn sechser Abteil Wagen herausstellten (die guten alten Reisewagongs).Das Ticketproblem löste sich auch im Zug. Hier verkauft der Schaffner selbst noch die Tickets. Nachdem er uns den Fahrpreis errechnet hatte fragte er uns ob wir die 40 Lei mit Ticket bezahlen wollten oder ohne Ticket? Nachdem es ohne Ticket nur 20 Lei kostete war die Entscheidung klar! Ebenso eine bemerkenswerte Erfahrung über das Zug fahren in Rumänien.
Nachdem wir im letzten Jahr unserer Lappland hunger Fahrt hinter uns gebracht hatten entschieden wir uns nun über die Rumänischen Dörfer am Südrand der Fagarasch Karpaten zu wandern. Ständig wurden wir von Einheimischen und der Polizei Eindringlichts vor den Braunbären gewarnt, nun das waren ja schöne Aussichten und versprachen einen spannenden Fahrtenverlauf. So wanderten wir nun mehrere Tage über die kleinen Karpaten Dörfer. Uns folgte auf dieser Reise eine der hunderten von Straßenköter der uns treu und wie ein Schutzengel begleitete, daher nannten wir ihn den „Kleinen Engel“
Eines Abends tauchte vor unseren Augen eine große Menge an Jahrmarkt Zelten, Karussells und Verkaufsständen auf. Dies stellte sich nach näherem nachfragen als einheimischer Bauernmarkt heraus und man lud uns ein hier dich zu verweilen und mal wieder irgendwo das Zelt auf zu bauen. Wir freuten uns auf diesen eindrucksvollen Abend mit den Einheimischen und genossen am nächsten Morgen das unglaubliche Angebot dieses Jahrmarktes. Neben Hufeisen, Pferdegeschirren und Holzfässern gab es alles was das rumänische Bauernherz begehrte zu unglaublich günstigen Preisen (aus unserer Sicht). Wir zogen weiter Richtung Lacul Vidradu einem Trinkwasserstausee für Bukarest gespeist aus dem Karpatenwasser oberhalb der eigentlichen Draculaburg. Auf dem Weg zum See lauerten die üblichen Rumänischen Hirtenhunde die mit Wolfsstachelhalsband und beträchtlicher Größe einem Wanderer das Leben schwer machen können. Ausgestattet mit Pfefferspray und langen Stöcken hofften wir uns diesen Bestien entgegen stellen zu können! Ein Tramp auf einem Pickup bracht uns dann sicher an den Hunden vorbei.
Am See konnten wir ein ausgedientes Forsthaus indem schon die Braunbären einigen Unsinn angestellt hatten als unser zwei tägiges Ruhequartier in Beschlag nehmen. Hier versuchten wir uns so Bärensicher wie es nur ging einzurichten. Des Nachts hörten wir allerdings die um unser Quartier schleichen was zur entspannten Nachtruhe nicht wirklich beitrug. Neben uns rastende Rumänen stießen des nachts alle 5 Minuten unnachahmliche spitze Schreie aus, nachdem wir sie dann daraufhin befragten, was der Grund für diesen Nachtlärm bedeuten sollte erklärten sie uns das sie damit die Bären vertreiben wollten.
Zum Ende der Fahrt hatten wir uns mit Gerhild und Ditmar Groß in Viscri (Deutsch Weiskirch) verabredet, nachdem wir noch 3 Tage am Schwarzen Meer verweilt hatten. In Deutsch Weiskich hatten wir unsere Hilfe und Unterstützung zur Unterhaltung und Renovierung der Kirchenburg zugesagt und sollten beim alljährlichen Treffen der Siebenbürgen Sachsen, musikalisch unterstützen. Dort wurde wir mit so großer Herzlichkeit und Freude aufgenommen dass es eine Wonne war die alten Dorfstrukturen und dessen Bevölkerung kennen zu lernen. Zeitweise kam es einem wie ein Zeitensprung um 70 Jahre zurück vor, wenn die Panjewagen über die Dorfstraße fegten und die Kühe Morgens nach dem melken vom Dorfhirten eingesammelt wurden und zur Tagesweide außerhalb des Dorfes geführt wurden, dies war ein Schauspiel der ganz besonderen Art. Auch das Zusammenleben der Rumänen, der Siebenbürgen Sachsen und der Zigeuner in Deutsch Weiskirch absolut entspannt. Niemand schloss sein Haus ab und die Milch und der Käse wurden vom Bauern persönlich vorbei gebracht.
Zum Schluss der Fahrt besuchten wir das große Sachsentreffen in Hermanstadt an dem über 10.000 ehemalige Siebenbürgen Sachsen aus aller Welt nach Hermanstadt kommen und am großem Festumzug teilnehmen. Der Rumänische Bundespräsident (selber Siebenbürgen Sachse) war Schirmherr der gesamten Veranstaltung. Dort trafen wir Rumänische Pfadfinder und sangen mit ihnen auf dem großen Marktplatz von Hermanstadt. Zwei andere Bundesgruppen der CPSaar stießen in diesen letzten Fahrtentagen zu uns und erlebten gemeinsam das besondere Gefühl der Verbundenheit der Siebenbürgen Sachsen mit ihrer ehemaligen Heimat. Nach einem Abschluss Abend am Lagerfeuer mit 3.000 Siebenbürgen Sachsen in Afrik (Freck) am Palais Bruckenthal. Dann ging es für uns in die Heimat zurück.
Als Fazit bleibt: Rumänien ist ein wunderbares Fahrtenland für ältere Fahrtengruppen ab 14 Jahren aufwärts mit liebenswerten und Gastfreundlichen Menschen.